Acht Wochen lang wurde es laut im Streetlife in der Kampstraße.
Zehn Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren nahmen mit großer Begeisterung und Freude am ersten Selbstbehauptungskurs des Vereins für Soziale Integrationshilfen (VSI) Schwerte e.V. teil.
Finanzielle Unterstützung erhielt der Verein vom Weissen Ring des Kreises Unna sowie vom Lions Club Schwerte, worüber sich Alexandra Schmalenbach als Verantwortliche des VSI besonders freut.
„Gerade nach der langen Corona-Zeit mit vielen Einschränkungen und Homeschooling-Phasen, fällt es vielen Kindern und Jugendlichen schwer, sich wieder in den Alltag und im sozialen Umfeld, zurecht zu finden. Hier möchten wir ansetzen und den Teilnehmerinnen die Chance bieten, im gegenseitigen Miteinander zu lernen, ihre Haltung klar äußern zu können und die Erfahrung zu machen, dass man nicht alles machen muss, um andern zu gefallen“, so die VSI-Mitarbeiterin.
Jeweils freitags von 16.30 bis 18.00 Uhr traf sich die buntgemischte Gruppe im Haus der Jugendstraßenkultur.
Unter professioneller Anleitung einer „Stark-Trainerin“ lernten sie hier, wo die eigenen Grenzen liegen, wie man sich fühlt wenn diese überschritten werden und wie man unmissverständlich, laut und deutlich „NEIN“ sagen kann, wenn man ein „schlechtes Bauchgefühl“ hat und einem eine Situation oder eine Begegnung unangenehm ist.
Sie erarbeiteten gemeinsam die verschiedenen Möglichkeiten, wie man sich in bestimmten Situationen behaupten kann und erfuhren, dass Abhauen und Hilfe holen kein Zeichen von Schwäche ist, sondern vielmehr Stärke beweist.
„Wir haben gelernt, wo wir `Rettungsinseln´ finden, wenn wir das Gefühl haben, das wir verfolgt werden“, so eine Teilnehmerin.
Eine andere ergänzt lachend, dass es ihr viel Freude bereitet hat, einfach mal laut zu schreien und ihre eigenen Grenzen mit einem klaren „Stopp“ oder „Halt“ zu verdeutlichen.
In Form von Schreibarbeiten und auf spielerische Weise wurden die Teilnehmerinnen an das Thema herangeführt. Situationen richtig einschätzen zu können und angemessen auf diese zu reagieren ist ein lebenslanger Lernprozess; in der Kampstraße wurde ein erster Grundstein gelegt.
„Es geht bei diesen Kursen darüber hinaus aber auch um das sich Ausprobieren und zu schauen, was die eigenen Blicke, die Körpersprache sowie die individuelle Mimik und Gestik bei einem selbstbewussten Auftreten bewirken kann“, informiert Claudia Dahmen als selbständige Trainerin, die diese Kurse seit mehr als 20 Jahren anbietet.
Verschiedene Selbstbehauptungstechniken sowie Abwehr-, Schlag- und Befreiungstechniken standen ebenso auf dem Programm, die in den Teilnehmerinnen augenscheinlich eine besondere Begeisterung hervorriefen.
„Nicht außer Acht gelassen wurden darüber hinaus auch gruppendynamische Prozesse, wie Gruppenzwang, Mobbing und Mutproben,“ so Lina Degenhardt vom Weissen Ring, die im Rahmen einer Hospitation ebenfalls am Kurs teilnahm. Auch diese zu erkennen und einzuschätzen ist ebenso wichtig, wie zu erfahren, wo man Hilfe und Unterstützung bekommen kann, wenn man selbst „Opfer“ geworden ist oder einer Freundin/einem Freund die/der sich einem anvertraut hat, beistehen kann. Hierzu erhielten die Teilnehmerinnen umfangreiches Informationsmaterial vom Weissen Ring sowie von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle Unna zum Mitnehmen.
Am Ende waren sich alle einig: Es waren acht besondere Wochen, in denen so manche Teilnehmerin über sich hinaus gewachsen ist.