VSI LIVE 25 JAHRE

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Es klingt ein wenig nach Understatement, wenn Andrea Hosang, die Vorsitzende und neben Margarete Brand eine der beiden Frauen im VSI-Vorstand, bescheiden sagt: „Wir sind ja nur ein kleiner Verein.“ Aber in gewisser Weise hat sie Recht. Gut 20 Mitglieder – das sind Zahlen, die nicht mithalten können mit dem, was beispielsweise der BVB aufzuweisen hat; ein ehrenamtlicher Vorstand; noch nicht einmal ein eigenes Vereinsbüro, lediglich ein angemieteter Raum als Sitz der „Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich“ (Brücke-Projekt), der gleichzeitig als Niederlassung des Vereins selbst dient. „Wir stecken eben alle Energie in unsere direkte Arbeit,“ erklärt Andrea Hosang. Und das merkt man, darauf kommt es eben an.

Von sich reden gemacht hat der VSI durch seine Aktivitäten und seinen Einsatz für junge Menschen in unserer Stadt. Denken wir an die Street-Soccer-Anlage, die „Faktor Ruhr-Arena“, an den Bauwagen, neuerdings sogar mit dem „Faktor Traktor“, der auch bei der Nacht der Jugendkultur originell als Shuttle-Service eingesetzt wurde, an den Nachtsport oder an das „Streetlife“, das Haus der Jugendstraßenkultur mit Hip-Hop-Projekten oder Sommerkino usw. Vieles davon hat Kultstatus. Oder nehmen wir den Genschback und den Quarterback, der mit seiner aufsuchenden Arbeit im Viertel inzwischen so bekannt und selbstverständlich ist, dass manch Schwerter vergessen zu haben scheint, dass der Name eigentlich eine Leihgabe aus dem American Football ist. – Ja, der VSI hat in den vergangenen Jahren einige Akzente gesetzt, und das für eine Zielgruppe, mit der man in vielen Kreisen nur sehr schwer punkten kann. Wenn er nun auf ein Viertel Jahrhundert zurückblickt, darf auch ein bisschen Stolz dabei sein.

Angefangen hat es 1989. Der Anstoß kam von dem damaligen Leiter des Sozialen Dienstes im Jugendamt Schwerte, Karl Materla. Die Idee war, die vorhandenen Ansätze bei der Stadt Schwerte, den freien Wohlfahrtsverbänden und der Bewährungshilfe zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher und auch Erwachsener in einem Verein zu bündeln, auszubauen und zu qualifizieren. Dafür gewann er einen kleinen Kreis von Fachkollegen aus den genannten Organisationen, die z. T. noch heute den Verein tragen. Drei Mitglieder des fünfköpfigen Vorstands sind sogar seit Beginn dabei: Ulrich Groth, Volker Kaulisch und Norbert Westphal. Nach dem Motto, dass der Name Programm ist, entschied man sich für die naheliegende, wenn auch wenig spektakuläre Bezeichnung ‚Verein für Soziale Integrationshilfen Schwerte e. V.‘, aber viel besser durchgesetzt hat sich eben das Kürzel ‚VSI‘.

Der erste Arbeitsbereich, die „Kernaufgabe“, für die eine Finanzierung erschlossen wurde, war das „Brücke-Projekt“, das anfangs schon erwähnt wurde: Betreuung gefährdeter Jugendlicher. Aber Peter Frenz, der heute für diesen Bereich und die Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich verantwortlich ist, verneint energisch bei der Frage, ob denn alle Jugendlichen im VSI „kriminell“ seien. „Das wäre ein schlimmes Vorurteil. Unser Ziel ist es vor allen Dingen, die zu erreichen, die oft am Rande stehen und schlechte Chancen haben. Ihnen soll der Weg geebnet werden. Manche, eher wenige, haben auch z. T. schwere Fehler gemacht, aber die gilt es eben aufzuarbeiten.“

Das, was Peter Frenz und seine Kollegin Alexandra Schmalenbach für die Jugendlichen bietet, versucht Rüdiger Rychlik für die Erwachsenen. Er ist der „Streetworker in der Stadtparkszene“, eine Aufgabe, die inzwischen auch schon einige Jahre geleistet wird. Etwas weniger bekannt ist die Arbeit des VSI an Schulen. Wolfgang Brust ist Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule und Nadja Sinzel nimmt die entsprechende Aufgabe an der Schule an der Ruhr wahr und leitet außerdem die dortige Offene Ganztagsschule. Und last but not least, die Hilfe zur Erziehung. Dieser Bereich, in dem der VSI in den 90er Jahren mit seiner „Flexiblen Hilfe“ ein wenig Pionierarbeit geleistet hat, wurde mit weiteren Trägern in der Verbundorganisation Schwerter Netz für Jugend und Familie zusammengeschlossen, und der VSI ist einer der Beteiligten dieser Gesellschaft.

Wenn wir aber sowohl auf die Gegenwart als auch in die Vergangenheit blicken, muss ein Name genannt werden: Norbert Bosse-Plois. Er hat den Verein als Vorsitzender über den längsten Zeitraum geführt, von 1996 bis 2011, und in dieser Zeit fanden die entscheidenden Entwicklungen statt. Auf seine Idee ist die Initiative „Schwerte® für Kids“ zurückzuführen, die heute unter der „Präventionsmarke Faktor Ruhr“ aktiv ist. Der VSI hat ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt, und der 83-Jährige nimmt noch gerne Teil am Geschehen um „seinen“ VSI.

Alle waren also dabei am 22.05.2014 in der Rohrmeisterei, VSI LIVE 25 JAHRE – wie Andrea Hosang schon sagte, „ein kleiner Verein…“, aber wir meinen, eine große Geschichte!